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Kommissionierung

Kommissionieren am Regal /

Kommissionierarbeiten am Regal

Kommissionieren ist kurz gesagt die Zusammenstellung von Waren und Gütern nach Aufträgen aus einem Gesamtsortiment. Dazu werden unterschiedliche Systeme, Methoden und Verfahren genutzt. Aufgrund des hohen Zeitdrucks müssen alle Prozesse - optimalerweise - reibungslos ablaufen.

Definition

Kommissionierung meint die Zusammenstellung gewisser Teilmengen - Artikel - aus einer vorhandenen Gesamtmenge - Sortiment. Grundlage dafür sind Aufträge. Folgende Auftragsmöglichkeiten sind denkbar:

  • Materialbereitstellung für die Produktion
  • Lieferungen an Kunden
  • Rücklieferungen an Lieferanten
  • Umlagerungen zwischen unterschiedlichen Lagern
  • Auffüllen von Verkaufslagern

Der Mitarbeiter, der die Waren kommissioniert und den Auftrag ausführt kann unterschiedlich bezeichnet werden.

  • Kommissionieren
  • Picker
  • Greifer

Herausforderungen

Unternehmen sehen sich immer größer werdenden Anforderungen gegenübergestellt, die ein reibungsloses Kommissionieren erfordern. Kunden erwarten schnelle und korrekte Lieferungen. Der Druck auf Unternehmen ist hoch - nicht zuletzt durch den steigenden Onlinehandel.

  • Zunehmendes Sortiment und größere Produktvielfalt
  • Geringere Artikelanzahl pro Einzelbestellung
  • Insgesamt größeres Bestellvolumen

Kommissioniersysteme

Manuelle Kommissionierung

  • Dynamische Kommissionierung: Ware-zur-Person-Systeme
  • Statische Kommissionierung: Person-zur-Ware-Systeme

Automatisierte Kommissionierung

Kommissionierroboter

Bei diesem System erhalten Kommissionierroboter Daten vom Lagerrechner. Dadurch sind sie in der Lage, das entsprechende Regalfach anzufahren und den Artikel anschließend mit einem Greifsystem - meist mit Saugknöpfen ausgestattet - herauszuholen. Der ausgewählte Artikel wird dann in einen mitgeführten Behälter abgelegt.

  • Der Greifer ist mit einem Bildverarbeitungssystem ausgestattet.
  • Die richtige Entnahmemenge wird über das Gewicht des Artikels ermittelt.

Folgende Daten werden dem Kommissionierroboter übertragen:

  • Lagerort via Koordinaten
  • Stückzahl
  • Gewicht des Artikels

Kommissionierautomaten

Artikel befinden sich bei diesem System in Schächten, die auf beiden Seiten eines Förderbandes angebracht sind. Jeder Artikel hat seinen eigenen Schacht. Pro Auftrag rollt ein entsprechend dem Auftrag gekennzeichneter Behälter über das Förderband. Via Auswurf wird der benötigte Artikel dann aus dem Schacht in den jeweiligen Behälter befördert.

Kommissionierverfahren

Die zum Kommissionieren verwendeten Verfahren sind unterschiedlich. Der jeweilige Einsatz hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Artikelanzahl
  • Artikelbeschaffenheit
  • Auftragsmenge
  • Lagerstrategien
  • Branche

Ziel ist es, eine hohe Pickrate zu erzielen und die Fehlerquote so gering wie möglich zu halten.

Pick-by-Paper

Diese Variante ist die einfachste. Die Kommissionierung erfolgt mit einem Papierzettel. Auf diesem stehen folgende Informationen, mit deren Hilfe kommissioniert wird:

  • Lagerplatz
  • Artikelnummer
  • Menge

Der Einsatz erfolgt meist in der klassischen Lagerhaltung (Blocklager) kleiner Unternehme, da keine hohen Investitionen nötig sind und das Verfahren sehr anpassungsfähig an spontane Erweiterungen ist. Die Eintragung der Daten erfolgt nachträglich im System, wodurch der Materialfluss nicht immer deutlich erkennbar ist. Zudem ist das Verfahren sehr personalintensiv.

  • Voraussetzung: Gute Lagerkenntnisse!

Pick-by-MDE

MDE steht für mobile Datenerfassungsgeräte. Hierbei werden für das Kommissionieren elektronische Geräte eingesetzt, die die Informationen entweder bereits eingespeichert haben oder diese via WLAN beziehen. Eingesetzt wird dieses Verfahren in nahezu allen Logistikbereichen.

Kennzeichen:

  • Bedienung erfolgt über Tastatur, Display/ Touchscreen und einem Scanner
  • Auftragsinformationen werden auf dem Gerät angezeigt
  • Direkte Kommunikation mit der Lagerverwaltungssoftware
  • Vermeidung von Pickfehlern, Zeitersparnis

Pick-by-Terminal

Die Datenübertragung bei diesem Kommissionierungsverfahren erfolgt über Funk. Das dazu benötigte System ist fix auf einem Flurförderzeug befestigt. Der verwendete Scanner erfasst folgende Informationen im Handumdrehen:

  • Artikelnummern
  • Seriennummern
  • Chargennummern

Dieses Verfahren eignet sich für Unternehmen die vor allem sperrige oder auch große Güter kommissionieren müssen. Zudem überzeugt es mit einer geringen Fehlerquote beim Picken.

Pick-by-Scan

Bei diesem Kommissionierverfahren verwendet der Picker zur Ausführung seiner Aufträge einen mobilen Handheld-Computer. Dieser enthält einen 1D oder einen 2D Barcodescanner. Er liefert folgende Informationen:

  • Artikel
  • Menge
  • Stellplatz

Eine minimale Fehlerquote, sowie die Weiterleitung der Auftragsdaten an ein ERP-System nach vollendeter Ausführung machen dieses System beliebt.

Pick-by-RFID

Bei diesem Kommissionierverfahren sind alle Verpackungen mit einem wiederbeschreibbaren Transponder versehen. Er besteht aus einem Datenspeicher und einer Antenne für die Übermittlung der Daten.

  • Mobile Datenerfassungsgeräte mit Spracheingabe geben die Befehle an den Picker, der ein Headset trägt, weiter.

Pick-by-Point

Dieses Kommissionierverfahren funktioniert mit einem Laser, der am jeweiligen Regalgang befestigt ist und dem Picker anzeigt, in welchem Fach sich der jeweilige Artikel befindet.

  • Bestätigung der Artikelentnahme via Lasersensor
  • Warnsignal bei falscher Entnahme

Pick-by-Light

Dieses Verfahren beinhaltet an Regalen befestigte Displays mit Lichtsignalen. Die Lichtsignale geben das entsprechende Regal an und das Display zeigt die Anzahl der zu kommissionierenden Artikel an.

  • Geeignet für Lager mit einer hohen Kommissioniergeschwindigkeit

Pick-by-Voice

Bei diesem bewährten Verfahren trägt der Picker Kopfhörer mit integriertem Mikrofon. Zudem ist am Gürtel ein MDE befestigt, das zum einen mit dem Headset verbunden ist und zum anderen mit einem Host-System und einem Materialflussrechner. Die Kommunikation zwischen Picker und System erfolgt via Sprache.

  • Der Kommissionierer hat beide Hände frei
  • Geringe Fehlerquote und sehr effizient

Vor allem in Tiefkühlbereichen oder auch der Automobilbranche findet sich dieses Verfahren häufig wieder.

Pick-by-Vision

Bei diesem Prozess trägt der Picker eine Datenbrille. Diese ersetzt die Sprachanweisungen des Systems und führt den Kommissionierer durch die Auftragsschritte. Optische Einblendungen zeigen ihm den Platz und die Artikelanzahl.

Kommissioniermethoden

Kommissionieraufträge bestehen meistens aus mehreren, unterschiedlichen Positionen. Es werden meist mehrere Methoden eingesetzt, um für einen reibungslosen, effizienten Ablauf zu sorge. Hier drei grundlegende Methoden:

Auftragsorientierte, serielle Kommissionierung

Die einzelnen Aufträgen werden in verschiedenen Lagerzonen nacheinander bearbeitet.

  • Ein Picker durchschreitet alle Lagerzonen pro Auftrag
  • Pro Auftrag befindet sich pro Lagerzone ein Picker
Vorteile Nachteile
  • Leichte Einarbeitung
  • Verantwortliche sind vorhanden
  • Kaum organisatorische Vorbereitung
  • Lange Auftragsdurchlaufzeit
  • Lange Kommissionierwege
  • Übergabe an den nächsten Picker der neuen Lagerzone

Auftragsorientierte, parallele Kommissionierung

Jeder Kundenauftrag wird in Teilaufträge geteilt - entsprechend den Lagerzonen. Dadurch kann die Kommissionierung in den einzelnen Lagerzonen parallel erfolgen. Nach der jeweiligen Ausführung werden die die Teilaufträge zusammengeführt.

Vorteile Nachteile
  • Kürzere Auftragsdurchlaufzeiten
  • Aufwendige Auftragsteilung
  • Aufwendige Zusammenführung
  • ungleichmäßige Belastung der jeweiligen Kommissionierbereiche

Serienorientierte, parallele Kommissionierung

Die eingehenden Aufträge werden zu Serien zusammengefasst. Innerhalb einer Serie werden die Aufträge dann auf die Positionen der einzelnen Lagerzonen aufgesplittet.

  • Ein Artikel, der in mehreren Aufträgen vorkommt, kann dadurch zeitsparend, gesammelt aufgenommen werden.

Im Anschluss werden die einzelnen Artikel ihren ursprünglichen Einzelaufträgen zugeteilt.

Vorteile Nachteile
  • Ein Lagerplatz muss nur einmal pro Serie aufgesucht werden und nicht pro Kundenauftrag
  • Relativ hohe Auftragsdurchlaufzeiten
  • Aufwendige Vorbereitung und Zusammenführung
  • EDV-Einsatz nötig

ABER:

  • Stichgangsstrategien verkürzen die Kommissionierwege! Stichgangsstrategie bedeutet, dass alle Artikel, die sehr häufig kommissioniert werden, in der Nähe des Versandplatzes gelagert werden.
  • Laufwegoptimierte Picklisten! Bedeutung: Aufträge, deren Lagerplätze nah beieinander liegen, werden auf einer Pickliste zusammengefasst.